Organisationen
Was man als Organisation/Verein/Veranstalter tun kann
Wichtig für Sie als Organisation
Maßnahmen zur Förderung einer schadstoffarmen Umgebung
Jede Maßnahme zählt.
Es muss nicht gleich alles perfekt sein.
Ein paar Anregungen
Übernehmen Sie die Koordination
Warum braucht es Koordination
- Der Eintrag von Schadstoffen erfolgt auf vielerlei Wege. Das ist oft leicht vermeidbar; es muss vor allem organisiert werden.
- Einzelpersonen können über Gesundheit und Teilhabe von Betroffenen bestimmen.
Viele Menschen sind darüber nicht informiert. Auch sie haben einen Anspruch aufgeklärt zu werden: Viele wären sicherlich sehr traurig, wenn sie erfahren, wie folgenschwer ihr Verhalten im Umgang z.B. mit Duftstoffen den Betroffenen schadet. - MCS-Betroffene sind machtlos und können selbst nicht auf Stoff-Eintragungen einwirken. Sie müssen geschützt werden - geschehen kann dies nur durch Maßnahmen anderer. Es gibt genug Betroffene. Sogar 30% aller Menschen haben Beschwerden bei Duftstoff-Kontakt.
Kommunizieren Sie Ihre Maßnahmen
Klären Sie öffentlich über Ihre Maßnahmen auf. So schaffen Sie Verständnis. Betroffene und alle Besucher sollen über Ihre Maßnahmen bescheid wissen.
Gestalten Sie aktiv den Prozess
Mit der Zeit werden Ihre Maßnahmen immer wirksamer werden. Achten Sie darauf, immer wieder aktiv zu werden: Treffen Sie die nächste Entscheidung und gehen Sie den nächsten Schritt. Überlassen Sie den Prozess nicht sich selbst.
Wir unterstützen gern.
Machen Sie ihre Maßnahmen zum Standard
Machen Sie Ihre Maßnahmen zum Schaffen einer schadstoffarmen Umgebung zur Regel - nicht zur Ausnahme.
Integrität
Wer sich für Barrierefreiheit einsetzt, sollte alle Formen von Barrieren abbauen– auch stoffliche.
Barrierefreiheit ist nur dann glaubwürdig, wenn sie auch Menschen einschließt, die auf schadstoffarme Atemluft angewiesen sind. Integrität zeigt sich im Einklang von Haltung und Handlung: Was wir öffentlich vertreten, sollten wir auch praktisch umsetzen – konsequent und inklusiv.
Konitinuität
Maßnahmen müssen kontinuierlich praktiziert werden, um ausreichend wirksam zu sein.
Es funktioniert besser, wenn es Regel ist - statt Ausnahme: Man vergisst es nicht mehr; man findet es nicht mehr umständlich. Vieles braucht eine gewisse Vorlaufzeit und Regelmäßigkeit.
Übung
Maßnahmen müssen geübt werden, um ausreichend wirksam zu sein. Es ist wie bei allem im Leben: Praktische Erfahrungen sind enorm hilfreich. Wie bei allem im Leben gilt: Wer ungeübt ist, macht Fehler – und lernt daraus. Nur durch regelmäßige Praxis entsteht Sicherheit. - "Übung macht den Meister".
Verankerung
Stoffliche Barrierefreiheit muss einen festen Platz in der barrierefreien Kultur erhalten – organisatorisch, räumlich und im Denken. Wenn sie sichtbar etabliert ist, bekommt sie den nötigen Stellenwert. So lernen Menschen auch voneinander.
Verlässlichkeit
Viele chemisch-sensitive Menschen können erst dann teilhaben, wenn Maßnahmen bereits erprobt und etabliert sind.
Spontane oder einmalige Maßnahmen reichen nicht aus.
Handeln statt Aufschieben
Warten Sie nicht, bis MCS bekannter wird. Denn: Bewusstsein entsteht durch Handeln. Je mehr Maßnahmen umgesetzt werden, desto bekannter wird MCS – und desto wirksamer werden die Strukturen zur Reduktion stofflicher Barrieren.
Warum „angemessene Vorkehrungen“ nicht ausreichen
- Mangelnde Wirksamkeit:
- Viele Maßnahmen müssen im Voraus begonnen werden (z. B. duftfreie Kleidung, Reinigungsmittel).
- Bewusstseinsbildung ist ein längerer Prozess.
- Spontane Rücksichtnahme funktioniert nicht zuverlässig.
- Betroffene sind keine Einzelfälle. Es ist eine strukturelle Benachteiligung.
- Praktisch nicht umsetzbar
Stoffliche Barrieren sind allgegenwärtig.
Es ist unzumutbar, dass Betroffene vor jeder einzelnen Teilnahme Schutzmaßnahmen einfordern müssen.
Das ist zermürbend, beschämend und oft wirkungslos.
Betroffene müssen (ständig) um fremde Hilfe bitten – das widerspricht dem Gedanken der Gleichstellung und der Barrierefreiheit.
Warum "Stoffliche Barrierefreiheit auf Anfrage" nicht ausreicht
Barrierefreiheit muss voraussetzungslos gelten. (An vielen Orten ist ohnehin gar keine Anmeldung möglich – z. B. im Wahllokal.
Selbst bei Anmeldemöglichkeit wäre es oft zu kurzfristig, um wirksame Maßnahmen umzusetzen.)
- Ständige Überforderung für Betroffene:
Stoffliche Barrieren sind (bisher) allgegenwärtig - Sollen wir uns bei jeder Aktivität vorher anmelden? Dabei jedes Mal aufklären und um Hilfe bitten?
Das ist nicht leistbar. - Geringe Wirksamkeit:
Maßnahmen müssen vorausschauend geplant sein – nicht erst auf Nachfrage. Duftfreie Seifenspender, Reinigungsmittel oder Kleidung brauchen Vorlauf. - Fehlende Transparenz:
Wie sollen sich Betroffene anmelden, wenn sie nichts über Maßnahmen und Abläufe wissen?
Ohne klare Informationen ist keine Risikoabschätzung möglich – und kein sinnvolles Pacing.
Und warum auch nicht als Standard?
Schaffen Sie sichere Nichtraucherbereiche
Passivrauch enthält mehr als 4.000 Substanzen, darunter Giftstoffe wie Blausäure oder Ammoniak. Viele davon sind nachgewiesen krebserregend. Sogar kleinste Belastungen können zur Entwicklung von Tumoren beitragen. Auch "kalter" Tabakrauch gefährdet die Gesundheit.
Stoff-Trennung an der Quelle ist am wirksamsten.
Untersuchungen an der ETH Zürich haben gezeigt, dass der Rauch einer einzigen Zigarette mit mehr als 3000 Kubikmetern sauberer Frischluft verdünnt werden muss, damit keine Augenreizungen bei Nichtrauchern mehr auftreten. Sogar fast 20.000 Kubikmeter Frischluft brauchte es, um Belästigungen geruchlicher Art sicher zu verhindern.
- Gestalten Sie den Eingang rauchfrei - groß genug.
- Trennen Sie Raucher- und Nichtraucherbereiche deutlich voneinander. Das kann je nach Bedarf und Möglichkeiten durch eine zeitliche oder eine räumliche Regelung geschehen.
- Zeitlich
Oft ist aus verschiedenen Gründen eine räumliche Trennung nicht sicher umsetzbar (z.B. kleine Fläche, Laufwege, Besucherverhalten) . Dann empfiehlt sich eine zeitliche Regelung, nach der das Rauchen z.B. während einer Veranstaltung nicht gestattet ist. - Räumlich
Richten Sie eine kleine Rauchzone ein. In der Rauchzone konzentrieren sich die Rauchgase, Der restliche Bereich ist Nichtraucherbereich, in dem sich alle sicher bewegen können.
- Zeitlich
Rufen Sie alle zur Mitwirkung auf
Rufen Sie alle Anwesenden auf, sich duft- und rauchfrei zu verhalten, z.B. mit Hilfe von kleinen Logos auf Ihrer Einladung. Jede:R muss es wissen und die Möglichkeit haben, es zu verstehen.
Wer
Aufrufe zur Mitwirkung müssen von Organisationen bzw. öffentlichen Stellen oder ähnliches gemacht werden. Betroffene selbst können das nicht und sind auf die Koordination und Fürsprache durch Sie als Organisationen angewiesen.
Wann und Wo
Machen Sie diesen Aufruf mit der ersten Einladung und frühzeitig vor der Veranstaltung öffentlich bekannt bzw. hängen Sie ihn an das schwarze Brett.
Warum öffentlich
…weil duftfreie Atemluft ein üblicher Bedarf ist.
…damit es alle wissen können.
…weil es Akzeptanz fördert und Aufmerksamkeit schafft.
Warum frühzeitig?
…damit Besucher Zeit haben, ihr Verhalten darauf abzustimmen.
…damit Besucher Zeit haben, ein Bewusstsein aufzubauen.
...weil es lange dauert, bis Stoffe verflogen sind.
Wie: Betonen - Unterstützen - Erinnern
Erklären Sie ein paar Hintergründe, damit es alle verstehen können und sich mit Freude daran halten, weil sie niemandem Schaden zufügen möchten.
Mögliche Erläuterungen
- Wir möchten eine schadstoffarme Umgebung fördern und achten auf stoffliche Barrierefreiheit.
- Menschen mit MCS und andere sensitive Menschen reagieren mit starken Beschwerden auf geringe Spuren von luftgetragenen Stoffen. Wir möchten allen Menschen Teilhabe ermöglichen. Bitte beachten Sie die Hinweise sorgfältig. Jeder Hauch zählt.
- Verweisen Sie für weitere Informationen auf Webseiten von Selbsthilfegruppen, z.B. auf diese.
Basics für Ihre Besucher:
Rauchen:
Nicht während der Veranstaltungen. Nicht im Eingangsbereich.
Kleidung:
Immer duftfrei waschen - ohne “Geruchstop”!
Nie: Duftstoffe - Geruchsverhinderung (z.B. “Geruchstop”) - Duftverlängerung (z.B. "Lang anhaltende Frische").
Haut und Haar:
Frühzeitig und lückenlos duftfrei pflegen!
Keine Pflegeprodukte mit Duftstoffen vor Veranstaltungen.
Keine Parfümierung vor Veranstaltungen!
Schaffen Sie sichere Räumlichkeiten
- Verzichten Sie auf unverträgliche Gegenstände in den Räumlichkeiten:
Seife, Reinigungsmittel, Geschirrspülmittel, Geschirrspültabs, Staubsaugerdeo usw. - Weisen Sie mit einem Aushang darauf hin, dass Besucher dazu aufgerufen sind, keine Duftstoffe in die Räumlichkeiten einzutragen.
- Weisen Sie das Reinigungspersonal an, duftfreie Reinigungsmittel zu benutzen.
Sorgen Sie für stofflich barrierefreie Toiletten
Aushang: "Duftfreie Toilette. Bitte verzichten Sie in dieser Toilette auf die Verwendung von Parfüm und anderen dufthaltigen Produkten, damit alle sie benutzen können.
Sorgen Sie dafür, dass bei der Reinigung auf dufthaltige Putzmittel verzichtet wird.
Verzichten Sie auf die Ausstattung mit unsicheren Produkte wie diese:
- Dufthaltige Seife
- WC-Steine
- Müllbeutel mit Duft oder Bioziden
- Raumspray
Bieten Sie duft- und rauchfreie Veranstaltungen an
Kombinieren Sie verschiedene Maßnahmen, um Ihre Veranstaltung stofflich barrierefrei zu gestalten.
Wichtig sind Nichtraucherbereiche, der Aufruf zur Mitwirkung aller, sichere Räumlichkeiten und barrierefreie Toiletten.